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Schnellerfassung

261.0.138 / V1

3 SIA 102 Phasenmodell mit Focus auf digitale Planung und Vorfabrikation

Vor- und Nachteile der digitalen Planung für den Fachplaner

Vorteile:

  • Kollisionserkennung

  • Exakte Mengenermittlung

  • Leichtere Zusammenarbeit im Projektteam

  • Kleiner Schritt von der 3D-Ausführungsplanung zur Werksplanung

  • Effizient umsetzbar mit den digitalen Hilfsmitteln und Planungsdaten von R. Nussbaum AG

Mit kleinem Aufwand kann so ein grosser Mehrwert für den Installateur geschaffen werden, welcher auch verrechenbar ist.

Nachteile:

Die Honorierung nach SIA sieht diese Planungsleistung durch den Fachplaner nicht vor. Deshalb muss dies im Vorfeld vertraglich klar geregelt werden.

Vor- und Nachteile der digitalen Planung für den Installateur

Vorteile:

  • Eine präzise Vorfabrikation aller benötigten Rohrleitungen und Bauteile ist durch die Verwendung des digitalen Modells möglich.

  • Die einzelnen Rohrabschnitte, Fittings, Armaturen sowie Verbindungselemente werden auf Grundlage des Modells exakt zugeschnitten, konfektioniert und dem Monteur in nummerierter Reihenfolge geliefert.

  • Der Materialverschnitt wird reduziert.

  • Die digitale Planung spart erheblich Zeit auf der Baustelle.

  • Das Risiko von Fehlern oder Improvisationen vor Ort wird deutlich verringert.

Für die Monteure bedeutet dies ein systematisches und rationelles Arbeiten, bei dem die Montage sich an einem klar definierten Ablauf orientieren kann. Wichtig ist, dass die gelieferten Bauteile mit den im Modell dargestellten Elementen übereinstimmen und bei Bedarf eindeutig identifizierbar sind.

Nachteile:

Der Mehraufwand für die Erstellung eines digitalen Modells (3D-Plan) muss berücksichtigt werden.

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Schema der Abläufe von der Fachplanung mit digitalem Modell bis zur Installation
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Schema SIA 102 Phasenmodell

3.1 Strategische Planung

Vision/Projektziel BIM

In dieser Phase wird die Grundidee des Projekts entwickelt. Entscheidend ist hier die Festlegung, ob das Projekt mit BIM geplant und realisiert wird.

Bei einer Planung mit BIM muss zuerst das BIM-Ziel definiert werden: Es ist festzulegen, ob nur Modelle visualisiert oder auch Prozesse, Mengen und Ausführung digital gesteuert werden.

Diese strategische Weichenstellung beeinflusst die gesamte Planung und bestimmt, ob spätere digitale Werkzeuge (z.  B. Vorfabrikation, BIM2Field etc.) eingesetzt werden können.

3.2 Vorstudien

Entscheid 3D-Planung

Die Machbarkeitsstudien werden vertieft und Varianten geprüft. In dieser Phase fällt die Entscheidung zur Art der Planung: Das Projektteam legt fest, ob klassisch in 2D oder modellbasiert in 3D gearbeitet wird. Eine Modellierung in 3D ist Voraussetzung für BIM-Prozesse, automatisierte Mengenermittlungen und spätere Vorfertigung.

Die Auswahl der Software, der Schnittstellen und Koordinationsmodelle wird vorbereitet.

3.3 Vorprojekt

Entscheid BIM to Field/Ausschreibung

Sobald das Projekt wirtschaftlich tragfähig ist, wird entschieden, ob BIM-Daten direkt bis zur Baustelle weiterverwendet werden sollen – etwa durch Vermessungsgeräte oder Bohrroboter (BIM to Field). Gleichzeitig wird geklärt, ob die Ausschreibungen modellbasiert (z. B. via IFC oder 3D-Viewer) erfolgen. Dies beeinflusst, wie exakt und vollständig das digitale Modell aufgebaut wird – auch im Hinblick auf spätere Ausführung und Vorfabrikation.

Bauprojekt/Ausschreibung

Die vollständig koordinierte Fachplanung liegt nun im Modell vor. Sie ist durchgearbeitet, kollisionsfrei und für die Mengenermittlung geeignet. Dieses Modell bildet die Grundlage für präzise Ausschreibungen, automatische Mengenauszüge und Leistungsverzeichnisse. Gleichzeitig dient es als Basis für die Vorfertigungsplanung, etwa bei der Erstellung von Zuschnittlisten, Montageplänen oder der Datenübergabe an den Hersteller (z.  B. Nussbaum).

3.4 Ausschreibung für eine Realisierung mit Vorfabrikation

Damit ein ausführender Installateur die Vorfabrikation von Rohrleitungen effektiv umsetzen kann, muss der Fachplaner bereits in der Ausschreibung bestimmte Informationen und Voraussetzungen berücksichtigen. Nachfolgend sind die wichtigsten Punkte, die in der Leistungsbeschreibung und Ausschreibungsplanung enthalten sein sollten, aufgeführt.

Anforderungen an die Ausschreibung für die Vorfabrikation:

1. Planungsstand (3D-Modell mit ausreichendem Detaillierungsgrad)

  • Der Fachplaner muss ein koordiniertes 3D-Modell (BIM oder CAD) mit ausreichender Planungsgenauigkeit zur Verfügung stellen.

  • Die Rohrverläufe müssen geprüft und kollisionsfrei sein.

  • Alle Anschlusspunkte (Sanitär/Heizung), Dimensionen und Befestigungspunkte müssen nachvollziehbar modelliert sein.

2. Angabe der Vorfertigung als Ausführungsstandard

Die Ausschreibung muss explizit festlegen, dass die Vorfabrikation von Rohrleitungen erwünscht bzw. gefordert ist.

Dazu gehört eine eindeutige Formulierung, z. B.: «Die Rohrinstallationen sind nach freigegebenem Montageplan in der Werkstatt vorzufertigen. Lieferung auf die Baustelle in konfektionierten Einheiten mit Bauteilkennzeichnung gemäss Vorfertigungsplan.»

3. Bereitstellung der erforderlichen Planungsdaten

Es sollte angegeben werden, dass der Fachplaner das digitale Gebäudemodell (IFC, DWG, Revit, etc.) zur Verfügung stellt.

Alternativ kann auch gefordert werden, dass der Installateur auf Basis der freigegebenen Ausführungsplanung die Vorfabrikationsplanung selbst übernimmt.

4. Zeitschiene und Baufeld-Freigaben berücksichtigen

Die Ausschreibung muss realistische Zeitfenster für Vorfertigung und Lieferung einplanen.

Voraussetzung: Die Montagezonen müssen vorab vollständig bemasst und zugänglich sein.

5. Logistik- und Etikettierungsanforderungen definieren

Vorgaben zur Kennzeichnungspflicht der vorgefertigten Rohrsegmente mit Etiketten müssen definiert werden.

Definition von Verpackungseinheiten, z.  B.: nach Geschoss, nach Verteilerzone, nach Installationsgruppe etc.

6. Produkt- und Systemvorgaben festlegen

Falls ein bestimmtes Installationssystem (z. B. Optipress von Nussbaum) verwendet werden soll, muss dies klar spezifiziert sein. Aufzuführen sind folgende Merkmale:

  • Zulassungen

  • Druckstufe

  • Werkstoff

  • Verbindungstechnik

Zusätzlich mit aufzuführen sind:

  • Systemkompatibilität

  • Zertifizierungen (SVGW)

7. Schnittstellen klären

  • Klären, ob der Fachplaner oder der Installateur für die Erstellung der Vorfertigungspläne verantwortlich ist.

  • Klären, ob der Ausführende selbst werkstattgerechte Pläne erstellen und freigeben lassen muss.

Fazit:

Damit die Vorfabrikation erfolgreich umgesetzt werden kann, muss der Fachplaner in der Ausschreibung folgende Punkte berücksichtigen und erfüllen:

  • Die Vorfertigung als Leistungsbestandteil definieren.

  • Ein ausreichend detailliertes und geprüftes 3D-Modell bereitstellen.

  • Klare Anforderungen an Planung, Logistik und Kennzeichnung formulieren.

  • Den Zeitrahmen und die Schnittstellen im Projektteam abstimmen.