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Schnellerfassung

299.1.084 / V4

2 Grundlagen und Anforderungen

2.1 Die wichtigsten Parameter von Rohwasser und Trinkwasser

Wasser besitzt einige variable Parameter im physikalischen, chemischen, mikrobiologischen und organoleptischen Bereich, die sich je nach Wasserart und -nutzung in bestimmten Bereichen bewegen müssen. Die Beeinflussung dieser Parameter ist Gegenstand der Wasserbehandlung.

Hierbei lässt sich zwischen zwei Bereichen unterscheiden:

  • Umwandlung von Rohwasser in Trinkwasser

  • Nachbehandlung von Trinkwasser

Trinkwasser muss in Bezug auf die oben genannten Parameter bestimmte Vorgaben erfüllen, sodass Rohwasser behandelt werden muss, um es in Trinkwasser zu verwandeln. Trinkwasser ist ein sehr streng reguliertes Lebensmittel, für das eine Vielzahl von Normen und Richtlinien bestehen, sowohl in Bezug auf die öffentliche Versorgung als auch für die Trinkwasserinstallation in Gebäuden.

Umfangreiche Informationen zu den Grundlagen und Anforderungen für die Trinkwasserhygiene, dem Nussbaum Stufenmodell sowie zu allgemeinen Montage- und Planungsrichtlinien sind im Nussbaum Dokument «Themenwelt Trinkwasserhygiene» zu finden, 👉 Themenwelt 299.1.006.

In der Schweiz stammt das Rohwasser für die Trinkwasseraufbereitung aus Grundwasserleitern oder Oberflächengewässern und weist daher sehr unterschiedliche Zusammensetzungen und Eigenschaften auf. Ausgehend von der Qualität des Rohwassers, kann eine Wasserbehandlung von einfacher Desinfektion bis zu mehrstufigen Aufbereitungsketten erforderlich sein. Bei hochwertigem Grundwasser kann auf eine Aufbereitung u. U. sogar verzichtet werden.

Für bestimmte Anwendungen müssen die oben genannten Paramater ganz spezifisch beeinflusst werden, sodass eine Nachbehandlung des Trinkwassers aus der öffentlichen Versorgung notwendig ist. So wird z. B. für viele Anwendungen enthärtetes Wasser benötigt, dessen Karbonhärte noch unter derjenigen aus dem öffentliche Versorgungsnetz liegt.

2.1.1 Physikalische und chemische Parameter

Parameter

Normwert

Masseinheit

Erläuterung/Vorgaben

Temperatur

8 … 15 

[°C]

  • Temperatur für Kaltwasser in einer Trinkwasserinstallation max. 25 °C

  • Temperatur für Warmwasser in einer Trinkwasserinstallation min. 55 °C

pH-Wert

6.5 … 8

–

  • pH < 7: Sauer (Ãœberschuss an Wasserstoffionen H+)

  • pH > 7: Alkalisch (Ãœberschuss an Hydroxidionen OH-)

  • pH = 7: Neutral (Gleichgewicht Wasserstoff- und Hydroxidionen)

Elektrische Leitfähigkeit

200 … 800

[µS/cm]

Gibt Auskunft über die Konzentration der im Wasser vorhandenen gelösten Stoffe.

400 µS/cm entsprechen etwa 200 mg gelöster Stoffe pro Liter.

Kalziumgehalt Ca2+

40 … 125

[mg/l]

Der Kalziumbedarf des Menschen beträgt ca. 200 … 800 mg pro Tag.

Überschüssiges Kalzium wird vom Körper ausgeschieden.

Magnesiumgehalt Mg2+

5 … 30

[mg/l]

Der Magnesiumbedarf des Menschen beträgt ca. 350 … 400 mg pro Tag.

Überschüssiges Magnesium wird vom Körper ausgeschieden.

Natriumgehalt Na+

1 … 50

[mg/l]

Der Natriumbedarf des Menschen beträgt ca. 1000 … 2000 mg pro Tag.

Überschüssiges Natrium wird vom Körper ausgeschieden.

Gehalt an Schadstoffen, wie z. B. Blei, Sulfate, Nitrate etc.

–

–

Höchstwerte für Trinkwasser im privaten und öffentlichen Bereich werden durch die TBDV in Anhang 2 festgelegt.

Erfahrungswerte zu den physikalischen und chemischen Parametern für Trinkwasser

2.1.2 Mikrobiologische Parameter

In Rohwasser wie auch in Trinkwasser können sich verschiedene Mikroorganismen befinden, die je nach Art und Menge eine Gesundheitsgefährdung darstellen können.

In der öffentlichen Trinkwasserversorgung gelten strenge mikrobiologische Vorgaben (TBDV, Anhang 1). Das Wasser, das der öffentliche Versorger bis zur Übergabestelle im Gebäude liefert, hat in der Schweiz einwandfreie Qualität, die durch entsprechende Behandlungsverfahren und Kontrollen sichergestellt wird.

Innerhalb des Gebäudes liegt die Verantwortung beim Hauseigentümer oder Betreiber. Sofern dieser Trinkwasser an Endabnehmer (Wohnungsmieter, Angestellte, Kunden etc.) abgibt, ist er ebenfalls verpflichtet, sich an diese mikrobiologischen Vorgaben zu halten. Für private Hauseigentümer gelten hingegen keine verbindlichen Vorgaben.

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Auszug aus TBDV:2024, Anhang 1

Eine besondere Bedeutung im Rahmen von Trinkwasserinstallationen im Gebäude kommt den Legionellen zu, die besonders durch Einatmen von Aerosolen zu Erkrankungen führen können. Sie sind fester Bestandteil der natürlichen mikrobiellen Gesellschaft und können durch Aufbereitungs- und normale Desinfektionsverfahren nicht vollständig vermieden werden. Der Temperaturbereich, in dem sich Legionellen vermehren können, reicht von 25 °C bis 45 °C. Neben der Temperatur spielen auch die Installationsmaterialien sowie die Stagnation eine entscheidende Rolle für ihre Vermehrung.

Gemäss SVGW W3/E4 sind im Rahmen des Selbstkontrollkonzepts von Betreibern regelmässige Legionellenbeprobungen durchzuführen. Die SVGW W3/E4 verweist zur Bewertung der Hygienesituation auf die Kontaminationsgrade aus der BAG-/BLV-Legionellen-Empfehlung:

Konzentration Legionella spp.

Kontaminationsgrad

[KBE/l]

< 100

Anforderung für Spitäler mit Intensivpflege

< 1000

Keine oder geringe Kontamination

1000 – 10 000

Mässige Kontamination

> 10 000

Starke bis massive Kontamination

Kontaminationsgrade nach SVGW W3/E4:2021, 10, und BAG-/BLV-Empfehlung «Legionellen und Legionellose», August 2018

2.1.3 Organoleptische Parameter

Organoleptische Parameter können von der menschlichen Sensorik wahrgenommen werden. Sie stehen mit den anderen Parametern in Zusammenhang bzw. ergeben sich aus diesen.

Parameter

Vorgabe

Geruch

Trinkwasser sollte geruchlos sein

Geschmack

Trinkwasser sollte möglichst geschmacklos sein

Farbe

Trinkwasser sollte farblos sein und keine Trübungen beinhalten

Organoleptische Parameter des Trinkwassers