Themenwelt - Etagenverteilung
261.0.006 / V2
1 Einleitung
Das vorliegende Dokument beschreibt Komponenten und Vorgehensweisen zur Trinkwasserverteilung auf der Etage mit dem Rohrleitungssystem Optiflex.
Das Nussbaum Stufenmodell veranschaulicht die drei Einflussfaktoren, die für die Planung, Umsetzung und Wartung von hygienisch einwandfreien Trinkwasserinstallationen zu berücksichtigen sind, nämlich Material, Temperaturhaltung und Stagnation.
In einer Etagenverteilung kommt den Einflussfaktoren Stagnation und Temperaturhaltung besondere Bedeutung zu, da sie sich massgebend auf die Trinkwasserqualität der gesamten Trinkwasseranlage auswirken. Die Stagnation und die Temperaturhaltung können durch eine Rohrleitungsverlegung im Einzelzapfstellensystem und durch die Einhaltung des 6-Meter-Radius und der 9-Meter-Regel bei der Apparatedisposition optimal berücksichtigt werden.
1.1 Einzelzapfstellen-System
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Jeder Apparat wird durch eine eigene Ausstossleitung mit Schutzrohr an den Verteiler angeschlossen.
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Daher sind mit dem Einzelzapfstellen-System kleinstmögliche Rohrdurchmesser umsetzbar.
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Zusätzlich sollte eine Leitungslänge von 9 m nicht überschritten werden (👉 9-Meter-Regel).
Auf den ersten Blick hat das Einzelzapfstellen-System vermeintlich folgende Nachteile:
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Im Vergleich zu einer geschlauften Installation oder einer T-Stück-Installation ist das Gesamtleitungsvolumen für alle Apparate zusammen grösser.
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Wenn ein Apparat längere Zeit nicht genutzt wird, kommt es zur Stagnation in der Ausstossleitung.
Bei genauerer Betrachtung sieht man jedoch, dass der Nachteil eigentlich ein Vorteil ist:
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Durch Einzelleitungen mit minimaler Rohrweite und einer Leitungslänge von max. 9 m ist das Leitungsvolumen für jeden einzelnen Apparat gering. Dies ermöglicht für jeden einzelnen Apparat einen schnellen Ausfluss des Leitungsinhalts. So kommt spätestens nach 5 Sekunden frisches Kalt- und Warmwasser (👉 Leitungsvolumen im Einzelzapfstellen-System und Dauer für den Ausfluss des Leitungsinhalts). Auch die von der W3/E3:2020 und SIA 385/2:2015 vorgegebenen Ausstosszeiten für Warmwasser ≥ 40 °C bzw. 50 °C und für Kaltwasser ≤ 25 °C werden mit Leichtigkeit eingehalten.
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Auf diese Weise werden die Entnahmearmaturen (z. B. Brause, Duschschlauch, Strahlregler) mit frischem Wasser gespült und das darin stagnierte Wasser verworfen. In diesem kritischen letzten Meter lässt sich die Stagnation auch mit keiner der anderen Installationsformen vermeiden. Auch bei Einsatz einer Spülstation stagniert das Wasser in den Entnahmearmaturen.
Max. Leitungslänge |
Rohrgrösse (Aussendurchmesser × Wanddicke) |
Max. Leitungsvolumen |
Belastungswert des Apparats |
Max. Dauer für den Ausfluss des Leitungsinhalts |
---|---|---|---|---|
[m] |
[mm] |
[l] |
[LU] |
[s] |
9 |
16 x 3.8 |
0.5 |
1 |
5 |
16 x 2.2 |
0.9 |
2 |
||
20 x 2.8 |
1.4 |
3 |
Leitungsvolumen im Einzelzapfstellen-System und Dauer für den Ausfluss des Leitungsinhalts
Anmerkung: Dieses Vorgehen deckt sich mit den Prinzipien der Grenzwertbestimmung. Bei einer Messung der chemischen TBDV-Grenzwerte sind die ersten 500Â ml nicht messrelevant. Bei mikrobiologischen Messungen wird sogar mindestens der erste Liter verworfen.
Weitere Vorteile des Einzelzapfstellen-Systems:
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Keine thermische Beeinflussung an der Entnahmearmatur:
Anders als bei einer geschlauften Installation oder einer T-Stück-Installation kann die Erwärmung der Kaltwasserleitung über den Mischer vermieden werden. Weitere Details: 👉 Thermische Beeinflussung an der Entnahmearmatur. -
Eindeutige Fliessrichtung (W3/E3: 2020, A10.1):
Anders als bei einer Ring-Installation ist die Fliessrichtung in den Ausstossleitungen eindeutig. -
Einfache Rohrweitenbestimmung (W3/E3: 2020, A10.1):
Da jeder Apparat einzeln versorgt wird, sind die Rohrweiten unkompliziert zu berechnen. Hilfsmittel zur Dimensionierung sind auf derNussbaum Webseite zu finden: www.nussbaum.ch/planungstools. -
Separates Abstellen einzelner Leitungen (W3/E3: 2020, A10.1):
Bei in Kästen montierten Verteilern kann jede Ausstossleitung separat abgestellt und vom Verteiler getrennt werden, wenn ein Apparat nicht mehr gebraucht wird.
1.2 6-Meter-Radius
Die Apparatedisposition sollte so gewählt werden, dass alle wasserführenden Apparate im Umkreis von 6 m rund um die Steigzone und den direkt daran angrenzenden Verteiler platziert sind.
Bei Apparaten mit einem Warmwasseranschluss, die weiter entfernt sind, wird es schwierig, die 9-Meter-Regel einzuhalten (👉 9-Meter-Regel). In diesem Fall müssen zusätzliche Steigzonen eingeplant werden.
1.3 9-Meter-Regel
Die 9-Meter-Regel beschreibt die maximale abgewickelte Leitungslänge von Ausstossleitungen im Einzelzapfstellen-System vom Abgang Verteiler bis zum Apparateanschluss.
Zusammen mit der richtigen Dimensionierung der Rohrweiten (z. B. 16 x 2.2 oder 20 x 2.8, je nach Volumenstrom des Apparats) ermöglicht dies sehr kleine Leitungsvolumen. So werden bei einem warmgehaltenen Verteiler die Ausstosszeiten sicher eingehalten. Der Druckverlust befindet sich somit auch in einem angemessenen Rahmen. Weitere Informationen: 👉 Einzelzapfstellen-System.
Voraussetzung für die Einhaltung der 9-Meter-Regel ist die Einhaltung des 6-Meter-Radius (👉 6-Meter-Radius).
1.4 Thermische Beeinflussung an der Entnahmearmatur
Eines der Argumente, das für eine Verlegung der Ausstossleitungen im Einzelzapfstellen-System spricht (👉 Einzelzapfstellen-System), ist die thermische Beeinflussung an der Entnahmearmatur.
Während das Einzelzapfstellen-System eine zuverlässige thermische Trennung ermöglicht, kommt es bei anderen Systemen zu Wärmeübergängen, welche das Legionellenwachstum begünstigen und die Trinkwasserhygiene beeinträchtigen.
Einzelzapfstellen-System (Einzelanschluss-Installation nach W3/E3, A10.1)
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T-Stück-Installation (nach W3/E3, A10.2)
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Reihen-Installation (nach W3/E3, A10.3)
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Wasserzirkulation in Stockwerken (nach W3/E3, A10.4)
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Ring-Installation (nach W3/E3, A10.5)
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Thermische Beeinflussung bei den verschiedenen Apparategruppen und Stockwerkverteilungen